Warum immer mehr Menschen die Prignitz verlassen (müssen)
Ein leises Wort für ein lautes Problem
Vertreibung klingt hart. Und doch trifft es, was viele hier erleben. Nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt: neue Industrieachsen, immer mehr Anlagen, mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr nächtliches Blinken. Was früher Horizont war, ist jetzt Kulisse. Was früher Ruhe war, ist jetzt Betrieb.
An diese Veränderungen „gewöhnt“ man sich nicht einfach. Man richtet sich ein, man hält aus, man schweigt – bis irgendwann das Schweigen schwerer wird als die Worte.
Wie sich der Alltag verändert
- Wohnen wird anstrengender: Nächte mit Unterbrechungen, Tage mit technischem Grundrauschen, Schattenwurf, blinkende Lichter am Himmel. Kein Drama jeden Tag – aber selten echte Ruhe.
- Investieren? Später. Wenn unklar ist, wie sich das Umfeld entwickelt, bleibt die neue Heizung, das neue Dach oder der Anbau „erstmal auf Eis“.
- Junge gehen, Alte bleiben alleine zurück: Wer mobil ist, zieht fort. Wer verwurzelt ist oder nicht kann, arrangiert sich – und vereinsamt oft ein Stück.
- Weniger Zuzug, weniger Perspektive: Für einkommensstarke Familien wird die Region zur Wette mit unklaren Aussichten. Wer bleiben will, muss erklären, warum.
„Wir wollten hier alt werden. Jetzt frage ich mich, ob unsere Kinder hier überhaupt jung sein können.“
Das hat Folgen – auch wenn sie keiner aufschreibt
Ein Dorf verliert zuerst seine Selbstverständlichkeit, dann seine Mitten: Vereine werden kleiner, der Bäcker macht früher zu, der Bus fährt seltener, Häuser bleiben länger halbfertig, Gärten werden pflegeleicht statt lebendig. Nicht, weil die Menschen das so wollen – sondern weil sie andere Dinge schaffen müssen.
Und mit jedem Wegzug geht mehr als eine Adresse: Es geht Wissen, Handwerk, Engagement, Kinderlachen, Spielbetrieb, Nachbarschaft. Es geht Zukunft.
Worum es uns geht
Diese Bürgerinitiative ist nicht gegen Entwicklung. Wir sind gegen maßlosen Ausbau ohne Maßstab – gegen Entscheidungen über Köpfe hinweg, die aus Wohnorten Gewerbezonen machen. Wir fordern Respekt vor dem, was eine Region lebenswert macht: Ruhe, Landschaft, Nachbarschaft, Verlässlichkeit.
Unsere Forderungen
- Abstand und Dichte mit Augenmaß: Planung, die Wohnen schützt – nicht nur auf dem Papier.
- Transparente Beteiligung: Früh, verständlich, ergebnisoffen – nicht als Pflichtübung.
- Belastungsgrenzen respektieren: Kumulative Effekte bewerten – nicht Anlage für Anlage wegwinken.
- Lebensqualität als Leitplanke: Kein Projekt, das Wohnen faktisch entwertet, darf „alternativlos“ sein.
Was du tun kannst
- Melde dich bei uns an. Wir informieren, bündeln Stimmen und bleiben dran.
- Teil deine Geschichte. Kurze Erfahrungsberichte machen das Unsichtbare sichtbar.
- Komm zu den Sitzungen. Präsenz verändert die Gespräche – nachweislich.
- Frag nach. Bei Gemeinde, Verwaltung, Projektierern: freundlich, sachlich, hartnäckig.
Vertreibung beginnt, wenn Menschen gehen. Sie endet, wenn Menschen gehört werden.
